Nur wer sich das Unmögliche zum Ziel setzt,
kann das gerade noch Mögliche erreichen.

Viktor E. Frankl

Im Rahmen unserer Krisenforschung konnten wir feststellen, dass es nicht möglich ist, von Mensch zu Mensch gleiche Regelhaftigkeiten bezüglich Auslösern, Intensitäten, Bewältigungsformen oder Auswirkungen von Individualkrisen zu formulieren. Ein theoretisch und empirisch eindeutiger Krisenbegriff ist zudem bis heute nicht verfügbar. "Krise" erhält somit den Status eines subjektiven Ereignisses im Lebensvollzug einer Person mit je individueller Biografie. So einzigartig wie das individuelle Leben, so einzigartig sind auch die Lebensumbrüche, die Menschen erleben.

Konzeptionell verstehen wir in unserer Arbeit eine Krise als

In der Beratung von Krisenbetroffenen ist es von Bedeutung, einen geschärften Blick dafür zu entwickeln und zu bewahren,

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  • welche - auch scheinbar nichtigen - Anlässe einen verletzlichen Menschen völlig aus dem psychischen Gleichgewicht bringen können
  • inwieweit ein eingetretener Ausnahmezustand in der Lage ist, in eine überdauernde Störung mit Krankheitswert überzugehen oder - andersherum -
  • ob gegebenenfalls ein Krankheitsgeschehen den Ausnahmezustand bewirkt oder verschärft hat
  • wie die Person das oder den "Schuldige[n]" an der Verursachung ihrer Krise identifiziert
  • wie sie ihre Krisenwelt sieht, was aus ihrer Sicht böse, dumm oder falsch war
  • ob die Person äußert, dass diese "Schuld" aus ihrer Sicht zu "bestrafen" sei
  • ob und wann - in diesem Kontext - die Person erkennt, dass eine auf ein "wer" gerichtete "Schuldigensuche" problemverstärkend wirkt und es besser ist, danach zu fragen, "was" zu verantworten ist
  • ob und wie die Person einen Übertragungs-Gegenübertragungsprozess zwischen ihr und dem Berater [Therapeuten, Coach ...] initiiert
  • ob und wann die Person offen dafür ist, Krise als eine spezifische Form des Feedbacks anzusehen, mit dem sie wertvolle Informationen darüber erhält, dass bestimmte Annahmen und Ziele nicht mehr aufrechtzuerhalten sind
  • in welchem Maß die Person im Krisengeschehen ihre spezifischen Formen der Regression zeigt, die sie hilflos, wütend etc. wirken lassen
  • inwieweit welche Interventionen zum jeweiligen Zeitpunkt der Zusammenarbeit wirkungsvoll eingesetzt werden können
  • wie und mit welchen "Doppelter-Boden-Angeboten" die Selbstverantwortlichkeit, Handlungsenergie und Veränderungsbereitschaft der Person bewahrt und gestützt wird, ohne dass es ihr damit verunmöglicht wird, um allfällige Unterstützung nachzufragen, wenn eine unerwartete Überforderung eintritt
  • in welcher Weise aus einem Gesamtkrisengeschehen einzelne Themen herausgelöst, ausgeblendet oder geparkt werden sollten, um "Dringend-Wichtiges" zuerst einer Bearbeitung zuzuführen
  • wie die Person die von ihr erarbeiteten Handlungen als vereinbar mit ihrem Wertesystem, ihren Denkweisen, Haltungen und Verhaltensmustern ansieht
  • worin eine emotionale Stabilisierung für die von ihr vollzogenen Veränderungen bestehen kann
  • in welcher Geschwindigkeit sie zu neuen Lebenspostulaten und -zielen gelangen will
  • ob und wie sie sich in seiner Krisenbewältigung an gesellschaftlichen Konventionen, Traditionen oder Umfelderwartungen [Stichwort: "Trauerjahr"] leiten lassen will
  • wann und wie die Person sich über die Wirksamkeit seiner beabsichtigten Handlungen äußert
  • wie sie über ihre Hoffnungen spricht
  • welches "Wofür?" sie formuliert, um ihrer Krise Herr zu werden
  • ob, wann und wie die Person den Krisenbewältigungsprozess mit Facetten des Humors unterlegt
  • wie die Person den Krisenbewältigungsprozess "komplettiert", indem sie etwas vor der Krise Gewesenes beibehält und damit anerkennt, "was war".

Krisenprävention bedeutet, Krisen und deren Auswirkungen zu erkennen, bevor diese auftreten. Dies ist immer leichter, als wenn der Handlungsdruck schon einen kritischen Wert erreicht hat, an dem die Nerven bereits blank liegen. In einer entspannten Atmosphäre können Krisen, sich ergebende Chancen und auftretende Risiken, leichter identifiziert werden. Mögliche Optionen können systematisch durchgespielt und Handlungsalternativen für den Ernstfall entwickelt werden.

Unsere Forschung hat fünf Fähigkeiten herauskristallisiert, die erforderlich sind, um einer starken Belastungssituation zu trotzen.

Um diese Fähigkeiten zu stärken, haben wir das Programm Life2Me® entwickelt. Life2Me® ist entstanden aus der Wahrnehmung des Phänomens, dass Menschen durch den Einfluss einer Krise noch allzu oft psychisch zusammenbrechen und in einer Weise leiden, wie es angesichts heutiger Möglichkeiten der Prävention nicht mehr erforderlich ist. Wie lässt sich dies erklären? Vielleicht durch etwas ganz Schlichtes: Menschen verfügen über keine allgemeingültige Sprache, mit der sie ihre inneren Prozesse "erklären" können. Die Fähigkeit, sich selbst zu verstehen, wird an keiner Schule gelehrt. Die inneren psychischen Prozesse nachzuvollziehen, die zu Angst, Trauer, Wut, Scham oder zu Depression, Zwang oder Sucht führen, ist für viele Menschen schwierig. Kommt ein Mensch zudem in eine Krise, so potenziert sich schlagartig das individuell Unerklärliche.

Mit unserem Angebot der individuellen Krisenprävention erhalten Menschen die Möglichkeit, sich in Ruhe und im privaten Umfeld ohne Zeitdruck mit ihren Persönlichkeitsmerkmalen zu befassen und sich für die Situationen besser zu rüsten, von denen kein Mensch sich zwar wünscht, dass sie eintreten - aber deren Eintreten auch kein Mensch wirklich vollends ausschließen kann.